Rede Richtfest sozialer Wohnungsbau 30.08.2019
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
vor 72 Jahren trat unsere Bay. Verfassung, in weiten Teilen von Wilhelm Hoegner ausgearbeitet, in Kraft. In Art. 106 heißt es:
(1) Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung.
(2) Die Förderung des Baues billiger Volkswohnungen ist Aufgabe des Staates und der Gemeinden.
Viel zu wenig kam die öffentliche Hand dieser Aufgabe in den letzten Jahren und Jahrzehnten nach. 1990 hatten wir gemäß einer Aufstellung des Statistischen Bundesamts noch knapp 3 Mio. Sozialwohnungen und heute sind es nur noch etwas mehr als eine Million.
Welchen sozialen Zündstoff der Mangel an bezahlbaren Wohnraum bereithält, zeigt beispielsweise das Volksbegehren gegen die Wohnungsnot in Berlin.
Mit unserem kommunalen Wohnungsbau kommen wir, die Gemeinde Wenzenbach, unserer sozialen Verantwortung nach. Wir schaffen hier mit einem Investitionsvolumen von ca. 7,4 Mio. € abzgl. einer erwarteten Förderung zwischen 2,1 bis 2,4 Mio. € (der finale Förderbescheid fehlt leider immer noch, Beantragung im Oktober 2018) aus dem Wohnungspakt Bayern 25 Wohneinheiten. Dabei handelt es sich um Wohnungen in unterschiedlicher Größe, die durchschnittliche 66 m² groß sind, sodass wir von einer Belegung der Anlage mit knapp 70 Personen ausgehen. Diese werden wir, je nach Wohnungsgröße, zu einem Kaltmietpreis zwischen 6,40 € und 7,10 € pro qm und damit mehr als 30 Prozent unter den marktüblichen Konditionen vermieten. Anfragen gibt es bereits zu Genüge und ich bin mir sicher, dass wir im Wohnquartier eine gute soziale Mischung bekommen werden.
Ich sage das deshalb, weil es in Irlbach natürlich anfangs Befürchtungen gab, hier könnte ein sozialer Brennpunkt entstehen. Wer die Förderrichtlinien und das Bay. Wohnraumförderungsgesetz mit seinen Einkommensgrenzen jedoch kennt, weiß, dass dieses Risiko sehr überschaubar ist. Wir haben hier größere Wohnungen für kinderreiche Familien ebenso vorgesehen, wie barrierefreie Apartments für ältere oder behinderte Menschen. Wir schaffen hier als Gemeinde ein Angebot für ALLE, die sich auf dem regulären Wohnungsmarkt in Wenzenbach und der Region schwer tun UND dazu gehören mittlerweile nun man leider auch Normalverdiener, Alleinerziehende, Rentner, Azubis usw.
Seitdem im Frühjahr 2016 die Realisierung einer sozialverträglichen Wohnanlage in Irlbach beschlossen wurde, ist einige Zeit ins Land gezogen. Zunächst wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und danach ein Planungswettbewerb durchgeführt. Anfang 2018 konnte dann das Architekturbüro Puppendahl aus Olfen mit der Umsetzung seiner Planung für Irlbach beauftragt werden. Nach einigen Umplanungsarbeiten, die vor allem durch die Parkplatzsituation und der Kostenberechnung einiger Fachplaner begründet waren, wurde im September 2018 der Bauantrag beim Landratsamt gestellt und nach einigem Hin und Her im Januar genehmigt. Seit Frühjahr 2019 läuft die Baustelle auf Hochtouren. Ich gehe stark davon aus, dass alle 25 Wohnungen nächstes Jahr Ende Mai bezugsfertig sein werden.
Ich möchte mich insbesondere bei unserem Projektsteuerer in der Gemeindeverwaltung Manuel Hofstetter bedanken, ohne den dieses doch recht komplexe und bislang größte Projekt der Gemeinde für eine Verwaltung unserer Größenordnung so nicht umzusetzen gewesen wäre. Bedanken darf ich mich auch bei der Regierung der Oberpfalz für die Förderung sowie bei allen hier anwesenden Planern und Bau- bzw. Handwerksbetrieben. Wenzenbach ist zusammen mit einigen wenigen Gemeinden wie beispielsweise Regenstauf oder Tegernheim Vorreiterin beim kommunalen Wohnungsbau. Freilich ist so etwas mit reichlich Stress verbunden, aber ich bin auch davon überzeugt, dass es sich für eine Kommune lohnt, im Wohnungsbau selbst – bestenfalls mit der finanziellen Unterstützung des Bundes oder Freistaats und der ideellen – ja vielleicht sogar organisatorischen – Unterstützungen des Landkreises tätig zu werden. Es ist jedenfalls ein gutes Gefühl, der Mietpreisexplosion in der Boomregion Regensburg als Gemeinde die Stirn zu bieten und dabei seiner sozialen Verantwortung nachzukommen!